Germanien, Helvetien, Noricum
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Denny Wingman:
Wow, Stefan, so habe ich das noch nie gesehen. Ich glaube aber auch nicht, dass es so gemeint ist. Denn die eine Figur ist ja der Intellektuelle, der aber ein Muttersöhnchen ist und vom anderen (den ich aber auch nicht als Prolet sehen würde, sondern eher als Urgestein vom Land; Dietmar Wischmeyer, der Autor der Serie und Darsteller von "Kurt", kommt vom Land und wohnt dort auch; ich glaube, solche Leute wie Kurt gibt's da wirklich) unterdrückt wird. Mit dem österreichischen Kabarett, das Du beschreibst, hat das nichts zu tun. Es geht eher um die Abgründe, die in uns allen stecken, denke ich (und um Witze unterhalb der Gürtellinie ). Und beim "Frühstyxradio", dem diese Serie entstammt, kommen eigentlich auch alle dran. Dass das Publikum hauptsächlich aus (angehenden) Akademikern besteht, ist allerdings auch richtig (obwohl Kalkofe gerne hätte, dass es nicht so ist). Aber schön, dass ich euch nicht vergrault habe! Ich hätte schon früher geantwortet, aber ich bin im Chat bei "granatenmäßig recherchiert" hängen geblieben und musste mir dann doch noch simultan mit 2 anderen einen Mitschnitt der ersten Folge der überaus bizarren Quizshow "Besserwisser" anschauen. Die muss ich jetzt auch erstmal verkraften.
ja eh, ich dachte schon du meinst es so wie dus meinst; drum hab ich ja gemeint dass das wohl ein deutsch-österreichische kulturelles misverständniss is weil ich eben die österr. tour kenne die mir mittlerweile zum hals raushängt. hab dann aber selber drüber nachgedacht (ohhh siehst du wie sehr du mich beschäftigst ich denk in der nacht über dich nach ) und bin draufgekommen dass ja die deutschen das umgekehrte humor/entertainment-problem hatten wie wir. ihr habt jahrzehntelang weitestgehend unpolitischen haudrauf-humor bei euren komikern (als mainstream) gehabt. da wern wir wieder beim thema böses privatfernsehen ... das was bei uns maninstream is - is bei euch nischenprogramm und umgekehrt (und man hat ja als intelektuel veranlagter mensch - wie wir kapazunder es sind - immer bedürfnis nach nischenprogramm subversiv und so)... so gesehen kann ich mich gut reindenken in deine denke... die engländer (siehe monty phyton) haben all die probleme nicht; die sind uns deutsprachigen um meilen voraus was humor betrifft (dasselbe gilt für popmusik)... kann ja fast nur am klima liegen
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Naja, das Früstyxradio ist ja auch eine Erfindung der frühen 90er (ging, glaube ich, 88 auf Sendung, ab 91 war die Truppe komplett), und die Aufnehmen stamen auch aus dieser Zeit (92, glaube ich). Um 97 herum war's ja schon wieder vorbei. Die Comedian-Welle begann ja auch erst Mitte der 90er, vorher gab's nur Kabarett, Loriot und Otto und Schmidteinander. Ein bisschen kenne ich die österreichischen Komiker ja auch (dank 3Sat), das scheint mir doch was anderes zu sein, als was das Frühstyxradio machte. Das war doch immer ziemlich anarchischer Humor. Ich kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass das in irgendeinem Land jemals Mainstream würde. Aber sonst hast Du recht, und das mit den Engländern ist eh klar, diese Lockerheit, z.B. auch in akademischen Vorträgen witzig zu sein, fehlt uns einfach. Schrieb ich schon mal vor ein paar Seiten.
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Bin auch mal wieder da... Das war mit Sicherheit das schlimmste Stück Arbeit, das ich je hatte! Bin froh, dass es vorbei ist! Gut war, dass es mir gelungen ist, ein preisgünstiges Exemplar der Complete Beatles Chronicle von Mark Lewisohn zu erwerben! Wichtige Lektüre für Beatles-Fans...
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Oh ja, da hast Du Lesestoff für Jahre.
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Da tun sich ja richtige Humorgrenzen auf. Diese Tagebücher von Stermann und Grissemann finde ich nämlich gar nicht lustig, an ein paar Stellen musste ich schmunzeln, aber sonst. Muss man da eine Vorgeschichte kennen? Fehlt mir der Kontext?
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Denny Wingman:
Naja, das Früstyxradio ist ja auch eine Erfindung der frühen 90er (ging, glaube ich, 88 auf Sendung, ab 91 war die Truppe komplett), und die Aufnehmen stamen auch aus dieser Zeit (92, glaube ich). Um 97 herum war's ja schon wieder vorbei. Die Comedian-Welle begann ja auch erst Mitte der 90er, vorher gab's nur Kabarett, Loriot und Otto und Schmidteinander. Ein bisschen kenne ich die österreichischen Komiker ja auch (dank 3Sat), das scheint mir doch was anderes zu sein, als was das Frühstyxradio machte. Das war doch immer ziemlich anarchischer Humor. **Ich kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass das in irgendeinem Land jemals Mainstream würde.**Aber sonst hast Du recht, und das mit den Engländern ist eh klar, diese Lockerheit, z.B. auch in akademischen Vorträgen witzig zu sein, fehlt uns einfach. Schrieb ich schon mal vor ein paar Seiten.
Dabei kommt es aber auch auf das soziale bzw. akademische Umfeld an aus dem man selbst kommt! Grissemann und Stermann sind eine ganze Weile regelrecht hofiert worden, sind aber mehrheitlich unter Studenten auch heute noch die Gaggiganten! Der größte kommerzielle Erfolg der letzten Jahre (um mal die Definition von Mainstream zu hinterfragen) waren aber wohl Sachen wie "Bezinbrüder" und "Hinterholz 8" und für mich waren das einfach nur Trauerspiele der österreichischen Kabarettszene! Die Klassiker des österreichischen Films sind "Indien" und "Muttertag" und da sind schon auch so ähnliche Sachen enthalten, wie die Sachen die du gepostet hast z.B. der Dumme und der Gescheite (was ja wiederum der Klassiker der Verbalslapstikdramaturgie ist, wenn man das so nennen darf)! Ich kann jetzt aber nur für mich sprechen aber ich denke warum ich persönlich es nicht so lustig finde wie andere - österreichische - Sachen, liegt daran, dass mir vielleicht die (z.T. auch verbale) Bezugsbasis fehlt. Im Kabarett wird sehr viel mit Wortwitz und Sprachakrobatik gearbeitet! Irgendwie fehlt mir das im deutschen Kabarett; Monty Python hingegen treiben das fast schon auf die ultimative Spitze und Emil Steinberger finde ich eigentlich auch zum schreien und ich bin mir sicher, dass er im Originalton noch 1000x lustiger ist weil so viel vom Wortwitz verloren geht (was man auch mit Entsetzen feststellt, wenn man Aufführungen von Hader oder Dorfer im Deutschen Fernsehen sieht wo sie manche Sachen so stark verändern müssen, weil es sonst niemand versteht!) Und irgendwie bin ich mir nicht sicher, zu welchem Ergebnis mich das nun führt...
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Denny Wingman:
Da tun sich ja richtige Humorgrenzen auf. Diese Tagebücher von Stermann und Grissemann finde ich nämlich gar nicht lustig, an ein paar Stellen musste ich schmunzeln, aber sonst. Muss man da eine Vorgeschichte kennen? Fehlt mir der Kontext?
Nein, überhaupt nicht würde ich jetzt mal sagen! Wen ich ganz gut finde ist Dieter Nuhr, weil mich seine Themen und auch die Art wie er sie vorträgt an den jungen Alfred Dorfer erinnern... aber die Feinheiten sind dann eben bestimmte Mundart Begriffe/Untergriffe wodurch es noch mehr zu mir durchdringt! Das lustige ist, dass das deutsche Kabarett auf mich manchmal verbal sehr limitiert wirkt und dann gibt's wieder Sachen, wo ich fast kein Wort verstehe!
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Mmh, ja, das stimmt wohl, dass Dietmar Wischmeyer, der Autor der "Arschkrampen", es nicht so mit der Sprachkrobatik hat. Das ist Kalkofes Metier (und eigentlich auch das, was ich an seinen Sachen so schätze). Wischmeyer hat's eher mit diesen abgründigen Figuren bzw. ihren Beziehungen untereinander. Übrigens etwas, was sich mir auch nicht ganz erschließt. Seine erfolgreichste Figur, Günter, der Trekkerfahrer, finde ich nicht sonderlich witzig (kenne allerdings auch nicht besonders viel). Ich glaube, das ist mir zu nahe an der Realität und zu wenig Parodie. Vom deutschen Kabarett kenne ich nur die üblichen Verdächtigen, und von denen finde ich eigentlich nur Matthias Richling witzig. Und die meisten Comedians finde ich auch nicht witzig. Gerhart Polt hat seine Momente, und Loriot ist klasse. Ach, wahrscheinlich bin ich einfach nur schwer zu amüsieren. Jedenfalls scheint es ganz schön schwer zu sein, grenzübergreifend Leute zum Lachen zu bringen.
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Hui, Du bist zu schnell für mich! Fasst Du alles unter Kabarett zusammen? Ich trenne da nämlich irgendwie zwischen Kabarett und Comedian.
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Denny Wingman:
Mmh, ja, das stimmt wohl, dass Dietmar Wischmeyer, der Autor der "Arschkrampen", es nicht so mit der Sprachkrobatik hat. Das ist Kalkofes Metier (und eigentlich auch das, was ich an seinen Sachen so schätze). Wischmeyer hat's eher mit diesen abgründigen Figuren bzw. ihren Beziehungen untereinander. Übrigens etwas, was sich mir auch nicht ganz erschließt. Seine erfolgreichste Figur, Günter, der Trekkerfahrer, finde ich nicht sonderlich witzig (kenne allerdings auch nicht besonders viel). Ich glaube, das ist mir zu nahe an der Realität und zu wenig Parodie. Vom deutschen Kabarett kenne ich nur die üblichen Verdächtigen, und von denen finde ich eigentlich nur Matthias Richling witzig. Und die meisten Comedians finde ich auch nicht witzig. Gerhart Polt hat seine Momente, und Loriot ist klasse. Ach, wahrscheinlich bin ich einfach nur schwer zu amüsieren. Jedenfalls scheint es ganz schön schwer zu sein, grenzübergreifend Leute zum Lachen zu bringen.
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Ja, Loriot ist toll. Aus "Pappa Ante Portas" kann ich auch sehr ausgiebig zitieren.
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Denny Wingman:
Hui, Du bist zu schnell für mich! Fasst Du alles unter Kabarett zusammen? Ich trenne da nämlich irgendwie zwischen Kabarett und Comedian.
Dann wäre Dieter Nuhr für dich ein Comedian? Für mich ist ein Comedian eher sowas wie Rowan Atkinson oder vielleicht Alf Poier... also eher mehr slapstick und wenig Wortwitz - wenn aber doch, dann eher unpolitisch!
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Ja, Dieter Nuhr ist irgendwie schwer einzuordnen, aber wohl doch eher Kabarett. Die Grenzen zwischen den Kategorien sind natürlich mal wieder äußerst schwammig, also doch keine so gute Idee. Ich habe intern auch noch eine dritte Kategorie, Komiker. Mmh. Also wäre Ingo Appelt bei Dir auch Kabarett und Michael Mittermeier auch?
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Denny Wingman:
Ja, Dieter Nuhr ist irgendwie schwer einzuordnen, aber wohl doch eher Kabarett. Die Grenzen zwischen den Kategorien sind natürlich mal wieder äußerst schwammig, also doch keine so gute Idee. Ich habe intern auch noch eine dritte Kategorie, Komiker. Mmh. Also wäre Ingo Appelt bei Dir auch Kabarett und Michael Mittermeier auch?
Naja, ich selbst benutze den Begriff Comedian eigentlich kaum, kann aber für mich selbst natürlich zwischen Kabarett und allem anderen unterscheiden! Wo ich den Mittermeier noch ganz gut fand, muss ich gestehen, dass ich Ingo Appelt so absolut nichts abgewinnen kann... aber sie sind wohl doch beide eher keine Kabarettisten für mich (ums mal so zu sagen) obwohl die Grenzen absolut nicht geradlinig sind... es gibt ja auch Kabarettisten, die ganz gute Slapstickeinlagen hinlegen! Und gleichzeitig wäre es eine Frechheit "The great dictator" nur als Clownerie zu bezeichnen! Wie überall sind die Genres da übergreifend und das ist auch gut so!
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Michael Mittermeier hatte mal einen desaströsen Auftritt in Österreich, bei dem das Publikum irgendwie gar nicht auf Comedy eingestellt war und überhaupt nicht gelacht hat bzw. die Auftretenden ignoriert. Das war kurz vor Mittermeiers Durchbruch. Kalkofe konnte als "Onkel Hotte" auch nicht landen, und anschließend haben sich beide dort aus Frust besoffen. Kalkofe hat dann noch als Rache einen Plastikhasen von der Bühnendeko geklaut.
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Denny Wingman:
Michael Mittermeier hatte mal einen desaströsen Auftritt in Österreich, bei dem das Publikum irgendwie gar nicht auf Comedy eingestellt war und überhaupt nicht gelacht hat bzw. die Auftretenden ignoriert. Das war kurz vor Mittermeiers Durchbruch. Kalkofe konnte als "Onkel Hotte" auch nicht landen, und anschließend haben sich beide dort aus Frust besoffen. Kalkofe hat dann noch als Rache einen Plastikhasen von der Bühnendeko geklaut.
Echt? Das wusste ich nicht... aber von "Zapped" und "Paranoid" gibt's Österreichische Versionen des Programms auf CD zu kaufen! Aber Mittermeier nur hören ist eine halbe Sache... würde sich irgendwer Buster Keaton anhören?
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Wobei ich ihn auch zuerst gehört habe. Ein Freund meines Bruders spielte uns was von ihm vor, einige Zeit, bevor er richtig bekannt wurde. Aber wenn man ihn dazu sieht, ist es natürlich noch lustiger.
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*Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeehhhhhhhhhhhhhh* Ausgeweidet und aufgefressen Andererseits: ich finde ja solche Horrorgeschichten in der Presse total spannend! ops: Und ich konnte nicht anders... ich musste dem Blick einfach die Schlagzeile klauen!
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Hallo Allerseits Habe das Bedürfnis mich mal wieder zurückzumelden und möchte euch allen Hallo sagen. In der letzten Zeit hat sich in meinem Leben viel ereignet und es soviel geschehen, daß ich damit voll beschäftigt war und immer noch bin. Ich bin tatsächlich so verrückt und habe meinen Job geschmissen und ich finde es ist GUT so!!! Nachdem unser Kindergarten dichtgemacht wurde, und ich in eine große Einrichtung versetzt worden bin, habe ich gemerkt, das dies nichts für mich ist und ich kam mir vor, als müsse ich mich jeden Tag prostituieren. Es war so grauenhaft, entsetzlich, ich hatte immer das Gefühl, daß ich Dinge tun muss, die mir nicht entsprechen und daß ich meine Wertvorstellungen und pädagogischen Einstellungen verraten muss. Zwei Wochen war ich davon krank, konnte nicht schlafen, hatte zu nichts mehr Lust, war soooo müde.... Meine Freundin, mit der ich vorher 13 Jahre zusammengearbeitet habe hat schon vorher das Handtuch geworfen. Da wir uns doch erheblich von den anderen Leuten im Team unterscheiden, ist auch viel Mobbing im Spiel. Alles ist recht verworren und ich will das jetzt auch nicht weiter ausbreiten, aber wenn ich mich im Moment beschreiben soll, so würde ich sagen: Ich fühl mich wie im freien Fall. Habe natürlich noch nicht selbst gekündigt, denn sonst werde ich ja 3 Monate gesperrt und bekomme noch nicht mal Arbeitslosengeld. Habe mich krankschreiben lassen, erst mal auf unbestimmte Zeit und warte praktisch darauf, daß sich mein Arbeitgeber einen guten Grund überlegt mich loszuwerden. Aber eines ist ganz gewiss für mich, dort werde ich nicht mehr arbeiten. Ich musste mir die Frage stellen, was ist wichtiger, der Job oder ich selbst und ich glaube ich habe mich richtig entschieden. Ich beschäftige mich z. Z. viel mit mir selbst, mit meinen Wünschen, mit Perspektiven, mit meinen Visionen und mit meinen Träumen. Zwanzig Jahre habe ich nun im Erzieherberuf gearbeitet, die ganze Zeit Vollzeit, mit Familie, das ist nicht einfach.... Was denkt ihr darüber? Natürlich beschleichen mich manchmal auch meine Zweifel, ob das war ich getan habe letztendlich richtig ist.
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Ich finde das gut. Zu seinen Überzeugungen soll man stehen, auch wenn das schwer ist. Und wenn Du sowieso so unter Deinem Arbeitsumfeld gelitten hast, dass Du krank wurdest, dann hätte es sowieso nichts gebracht, weiter zu machen. Allerdings ist es ganz schön doof, dass Du nicht selbst kündigen kannst. Dadurch bist Du jetzt in einer komischen Zwischensituation, in der Du zwar nicht arbeitest, aber auch nicht ernsthaft nach was Neuem suchen kannst. Aber gut ist, dass Du jetzt erstmal ein bisschen Zeit für Dich hast. Ist ja auch wichtig. Und Zweifel gehören dazu, das ist normal. Ich muss morgen eine Hausarbeit abgeben, die jetzt im Moment noch nicht annähernd fertig ist. Außerdem habe ich im Laufe der letzten Woche entdeckt, dass ich immer erst abends kreativ werde und auch erst dann mit dem Schreiben von Hausarbeiten beginnen sollte. Davor lagen zwei Wochen, in denen ich mich bemüht habe, ab mittags vor dem Computer zu sitzen und zu schreiben, was natürlich nicht gelang, und dann über meine Ineffektivität immer verzweifelter wurde. Da ich aber im Moment jeden Tag arbeiten muss, entdeckte ich, dass die Zwangslösung eigentlich die bessere ist. So mache ich das ab jetzt immer.